Wegwerf-E-Mail-Adresse sinnvoll – auch als SPAM-Schutz gegen den (französischen) Staat?

September 28, 2018 Aus Von Kerstin

In meinen Internet-Seminaren höre ich immer wieder, dass sich Unternehmer darüber wundern, warum Interessenten und Kunden Informationen via Wegwerf-E-Mail-Adresse bestellen.

Ich erkläre dann immer, dass sich viele Unternehmer halt nicht an “die Regeln” halten und so das Vertrauen der Kunden/Interessenten in das Unternehmen nicht sehr gross ist.

Womit ich bisher allerdings noch nicht in Kontakt gekommen war: Selbst staatliche Einrichtungen, in diesem Fall geht es um Frankreich, scheinen das Benehmen von SPAMMERN an den Tag zu legen.

Als Unternehmer ist der nachfolgend geschilderte Fall für mich deshalb interessant, weil er möglicherweise zeigt, wie berechtigt das “Misstrauen” vieler Menschen (Bürger) in punkto Datenschutz ist und dass wir Unternehmer dieses Misstrauen und sicherlich auch Ängste besser berücksichtigen können.

 

Was genau ist SPAM?

Eigentlich sollte diese Frage keine Frage mehr sein. Um es kurz zu erklären:

Als Spam werden unerwünschte Informationen, die einem Empfänger in der Regel unverlangt per E-Mail übermittelt werden, und zumeist werbenden Inhalt haben, bezeichnet. Den Absender solcher Adressen nennt man SPAMMER!

Wesentlich ist also, dass es sich um unerwünschte Inhalte und unverlangte Zustellung handelt.

In Deutschland haben wir dies sehr gut geregelt (zumindest denke ich dies bis zum heutigen Moment) und ich glaube auch, dass sich die meisten Unternehmer daran halten. Und mir ist auch nicht bekannt, dass sich der deutsche Staat nicht daran halten würde. Soweit also alles okay! :-)

 

Was ist eine Wegwerf-E-Mail-Adresse?

Darunter versteht man eine E-Mail-Adresse, die nur eine begrenzte Gültigkeit hat. Man bucht eine solche Wegwerf-Adresse bei einem der vielen Anbieter und kann, je nach Modell, die Adresse nur wenige Stunden nutzen oder auf unbestimmte Zeit. Im Regelfall werden keinerlei persönliche Daten mit der Adresse verknüpft.

Der Sinn und Zweck von Wegwerf-Adressen liegt darin, bei Registrierungsprozessen oder anderen Vorgängen, in denen eine E-Mail-Adresse benötigt wird, eine “einmalige” Adresse angeben zu können, ohne dann jahrelange Werbebotschaften im Nachgang befürchten zu müssen.

 

Der Fall aus Frankreich

Im Ausland lebende Franzosen haben “staatliche Angelegenheiten” über das französische Konsulat zu regeln, also beispielsweise die Ausstellung neuer Ausweispapiere. Die Daten der Person werden umfassend erhoben und auch eine E-Mail-Adresse wird abgefragt. So kann das Konsulat angeblich schneller mit der Person korrespondieren, beispielsweise um zu benachrichtigen, wann der neue Personalausweis oder Reisepass zur Abholung bereit liegt.
Auf den ersten Blick vermutet man darin noch nichts Böses!

Putzig wird es dann, wenn – im Rahmen der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Frankreich – der Person plötzlich von der Partei UMP (das ist die Partei, der der derzeit amtierende französische Präsident angehört) eine Werbe-Mail ins elektronische Postfach flattert – mit nichts weiter als wahlkampfwerbendem Inhalt!

Da stellt sich die Frage:
Woher hat denn eine Partei in Frankreich die E-Mail-Adresse eines im Ausland lebenden Franzosen? Diese E-Mail-Adresse ist eine Adresse, die nur dem Konsulat mitgeteilt wurde.

Ist das möglicherweise SPAM?
Unerwünschte Informationen, unverlangt zugestellt und mit werbendem Inhalt – so die Definition von SPAM und so der vorliegende Fall!

Noch putziger:
meldet man sich in einem “Verteiler” ab, bekommt man von anderen Verteilern, in denen man ungefragt landete, weitere E-Mails.

Noch besser:
Ein Anruf beim Konsulat bestätigte dann, dass es üblich sei, die E-Mail-Adressen der im Konsulat erfassten Personen französischen Parteien zur Verfügung zu stellen – ungefragt!
Da stellte sich die betroffene Person die berechtigte Frage, wer sonst noch auf ihre persönlichen Daten zugreifen darf.

Fazit:
Die derzeitige Regierungspartei schickte ihre SPAM-Mails im wöchentlichen Abstand, eine weitere Partei zog nach!

 

Was lerne ich als deutscher Unternehmer daraus?

Zunächst einmal habe ich gesehen, wie viel Ärger eine einfache SPAM-E-Mail bewirken kann. Die betroffene Person war und ist sehr verärgert, dass der französische Staat sich so, in ihren Augen unseriös, verhält.

Ich habe weiterhin gelernt: Datenschutz ist mehr als wichtig, denn so wie das Vertrauen vieler Menschen in die Politik am Boden zu liegen scheint, könnte es auch sein, dass viele Menschen der Datenschutz-Integrität von Unternehmen nicht so ganz trauen.

Insofern brauchen wir Unternehmer uns nicht zu wundern, wenn die Verwendung von Wegwerf-E-Mail-Adressen rasant zugenommen hat und möglicherweise weiter zunehmen wird.

Selbst wenn diese Aktion aus Frankreich ein Ausrutscher gewesen sein sollte, so wirft sie doch zwei wesentliche Fragen auf:

  • Sollen wir einfach jeden alles wissen lassen, so wie es teilweise in Sozialen Netzwerken ja gelebt wird?
  • Braucht es gerade im Internet-Zeitalter des Internet einen besonderen Datenschutz, der auch gelebt wird?

 

Wegwerfadressen

Für mich ist es okay, wenn Interessenten Wegwerfadressen benutzen, denn ich respektiere gerne das Recht auf “Privatsphäre”. Hier habe ich zwei Beiträge gefunden, die hilfreich sind.

  • Wegwerfadressen Anbieter – Einmal E-Mailadresse nutzen
  • Wegwerf-Adressen einrichten mit Yahoo-Mail

Leider löst das Verwenden von Wegwerfadressen nicht die generelle Frage, nämlich wie Staat und Unternehmen mit unseren Daten umgehen.

Alle Unternehmer, die sich wundern, warum manche Menschen im Abfragen von persönlichen Daten etwas “Böses” vermuten, haben mit der Schilderung dieses Falls aus Frankreich vielleicht etwas mehr Entwunderung.