Das Geheimnis der Füllstoffe in der Wurst – und eine Marketing-Aktion, die nach hinten los ging!

September 28, 2018 Aus Von Kerstin

Ich beobachte immer gerne, wie sich die Unternehmen hier in der Region so darstellen und was sie sich einfallen lassen, um sich vom Mitbewerb abzuheben. Und manchmal mache ich dann auch gleich einen Test.

Die heutige Geschichte dreht sich um das Geheimnis der Füllstoffe in der Wurst. Eine Metzgerei in der Nachbarschaft hatte ein neues Schild am Eingang angebracht, auf dem zu lesen war, dass die hergestellte Wurst frei von Füllstoffen und frei von allergenen Stoffen sei – und das verarbeitete “Rohmaterial” ausschließlich aus der Region stamme.

Schön, dachte ich mir, das hört sich gut an, da frage ich doch gleich mal nach, was eigentlich “Füllstoffe in der Wurst” genau sind.

Ich hatte nicht erwartet, das zu erleben, was ich dann erlebte.

 

Was bitte sind Füllstoffe in der Wurst?

Ich betrat also das Metzgereigeschäft und fragte eine Dame mit freundlichem Gesichtsausdruck, was denn bitte Füllstoffe in der Wurst seien. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einem hilflosen Blick und nach einigem “Stammeln” war klar: die Dame wusste es nicht.

Sie fragte eine Kollegin, die es jedoch ebenfalls nicht wusste.

Das Beste: neben den beiden Damen stand der Chef und meinte nur mit leicht verärgertem Gesichtszug zu der Dame, die ich zuerst befragt hatte:

“Also das müssen Sie doch wissen!”

Dann verschwand er erzürnt durch irgendeine Hintertür.

Uups – und so stand ich da, ohne Antwort und mit zwei Damen, die sich sichtlich schlecht fühlten.

Sie können sich bestimmt vorstellen, wie gut ich mich in diesem Moment bei diesem “Metzger Ihres Vertrauens” (so der Slogan dieses Geschäfts) aufgehoben fühlte.

 

Wahrscheinlich sind es Kräuter!

Am nächsten Tag kaufte ich einige Orte weiter etwas ein und sah eine Metzgerei. Und da war die Erinnerung an die Füllstoffe in der Wurst wieder da. Also ging ich hinein und erkundigte mich abermals, ob mir jemand erklären könne, was Füllstoffe in der Wurst sein könnten.

Wiederum das gleiche Bild. Allgemeine Ratlosigkeit und Schulterzucken. Schliesslich meinte eine der Damen, dass es sich vielleicht um Kräuter handeln könne. Ich erwähnte, dass ich den Hinweis auf “keine Füllstoffe in der Wurst” bei einer anderen Metzgerei gesehen hatte und ob sie mir sagen könnten, was denn in ihrer Wurst hier so steckte. Ebenfalls nur hilflose Freundlichkeit!

Als ich das Geschäft verlassen hatte, eilte mir eine der Verkäuferinnen hinter her und sagte, dass es sich dabei bestimmt um E-Stoffe oder Laktose handle und das dies weit verbreitet sei!

 

Das ist ja blöd, wenn ein Kunde Fragen stellt!

Das Fazit dieser Marketing-Aktion: die Aktion ging nach hinten los. Denn einige Tage später bat ich einen Bekannten, das gleiche Spiel doch mal mit den allergenen Stoffen durchzuspielen. Wiederum keine Antwort, dafür aber leicht erkennbare Genervtheit beim Metzger, ob solcher Fragen.

Marketing scheint also von manchen Leuten so verstanden zu werden:

Schreibe irgendetwas hin, das sich gut anhört – und sollte Dich jemand fragen, was das bedeutet, das Du da hingeschrieben hast, dann verschwinde schnell oder lass es Deine Angestellten ausbaden! Der Kunde wird es sicherlich nicht bemerken!

 

Wissen darf auch nachgeliefert werden!

Wo wäre das Problem gewesen, mir zu erklären, dass man im Augenblick keine hinreichende Antwort auf dieses Thema habe und sie alsbald nachliefern werde. Kurz die Telefonnummer des Kunden notieren und dann später die Antwort nachliefern, am besten noch gleich mit einem kleinen Gutschein als Entschuldigung.

So würde der Kunde sich wichtig und ernst genommen fühlen und könnte seinem “Dienstleister” weiterhin vertrauen.